Unsere zwei Jahre in Japan sind rum. Zum Abschied sind wir noch einmal weit in den Süden, auf die Insel Yakushima gereist.
Der nachfolgende Text ist lediglich ein Transkript des Videos.
Der regenreichste Ort Japans
Die Insel ist ca. 60 Kilometer von der südlichen Hauptinsel Kyūshū entfernt. Es heißt, dass es hier 35 Tage im Monat regnet. Das Wetter bei unserer Ankunft bestätigt diese These. Vier- bis achttausend Millimeter Niederschlag fallen hier pro Jahr. Es gibt also immer und überall genug Wasser – für Pflanzen und Tiere.
Große Teile von Yakushima sind zudem als Nationalpark vor dem Einfluss der Menschen geschützt – von schmalen Wanderpfaden abgesehen. Diese führen uns in die Berge, die auf der kleinen Insel fast 2000 Meter hoch reichen.
Wanderung auf den Taikoiwa-Felsen
Hier wachsen auch die mächtigen Sicheltannen, im Japanischen sugi genannt. Der Wanderweg passiert etliche der Baumriesen, und führt manchmal auch mitten hindurch.
Nach einer kleinen Stärkung im „Basecamp“ sind es nur noch wenige Meter bis zum Taikoiwa-Felsen. Den imposanten Ausblick müssen wir uns an diesem Tag allerdings dazudenken.
Ein Onsen im Meer und ein Bad mit den Meeresschildkröten
“Bei Sauwetter in die Therme” – diese Taktik führt uns am zweiten Tag zu einem weiteren Highlight der Insel. An der Südküste mündet eine heiße Quelle fast direkt ins Meer und erlaubt – ausschließlich bei Ebbe – ein einmaliges Badeerlebnis.
Der Yakushima Nationalpark erstreckt sich auch auf einige Küstenbereiche, die wir bei etwas besserem Wetter erkunden. Sprotten gibt es hier auf jeden Fall genug – das Frühstück der nächsten Tage ist also gesichert.
Eigentlich sind wir aber für die Meeresschildkröten hier – und schließlich entdecken wir sie auch. Die Erste hat es ein wenig eilig und schwimmt uns davon. Aber die Nächste erwischen wir beim Mittagessen. Dann heißt es einfach nur geduldig warten. Spätestens nach einer halben Stunde muss die nämlich an die frische Luft. Weil wir anscheinend friedlich wirken, schwimmt sie ein paar Meter mit uns. Dann geht sie wieder ihren Geschäften nach.
Die lange Wanderung zum ältesten Baum Japans
Am nächsten Morgen müssen wir besonders früh aufstehen. Denn die Shuttlebusse zum Arakawa Wanderweg starten schon um 5 Uhr.
Der Weg führt über die Gleise der Schmalspurbahn im Kosugi-Tal. Über mehrere Jahrhunderte wurden die Sicheltannen in Yakushima gefällt und im Norden Japans als Holzkohle verkauft. Vor einhundert Jahren hat man das Geschäft noch einmal intensiviert und dazu die Bahnlinie gebaut. Heute wird sie nur zum Betrieb des Nationalparks genutzt.
Die Gleise führen 8 km in die Wildnis. An manchen Stellen muss man schwindelfrei sein – und wird dafür mit atemberaubenden Ausblicken belohnt. Gelegentlich trifft man auch auf Shika, die japanischen Hirsche. Am Ende der Bahnstrecke beginnt der eigentliche Wanderpfad. Für zwei Kilometer geht es steil bergauf zu den berühmtesten Sicheltannen – über Stock und Stein sowie Holztreppen, die die Erosion mindern sollen.
Diese beiden Bäume namens Meoto-sugi teilen sich seit Jahrhunderten einen gemeinsamen Ast. Und die Daio-sugi hielt man lange für die größte Sicheltanne überhaupt. Bis man schließlich dieses Exemplar entdeckte: Die Jōmon-sugi hat einen Umfang von 16 Metern und ist zwischen 2000 und 7000 Jahren alt.
Nach dem Rendez-vous mit diesem Giganten wandern wir die zehn Kilometer zurück. Das Wetter hat es an diesem Tag gut mit uns gemeint. Am Nachmittag setzt dann aber wieder Regen ein. Wie an jedem Tag auf Yakushima.