Nun ist es also tatsächlich so weit: Wir haben Japan nach zwei Jahren wieder verlassen. Diese Zeilen entstehen am Gate, am Ende einiger schöner, aber auch anstrengender Tage.
Abschied von Freunden, Kollegen und Kollegen, die Freunde wurden
Die letzten Tage folgten fast alle dem gleichen Muster: Tagsüber Gebrauchtwarenhandel, Behörden- und Bankbesuche. Abends Abschiedsfeiern. In unserem Lieblingscafe wollten wir uns natürlich “abmelden”. Ebenso beim Einzelkämpfer.
Dazu kamen Abschieds-Grillabende sowohl mit Karins als auch mit meinen Kollegen. Und die jährlichen Gutscheine für noble Restaurantbesuche, die wir als Boni bei der Arbeit erhalten, wollten wir natürlich auch nicht verfallen lassen. Zumal die eigenen Lebensmittelvorräte ja seit Wochen systematisch auf null heruntergefahren wurden.
Nervige Chats in der Sayonara Sale Gruppe
Derart kulinarisch verwöhnt ließ sich auch die nervige Kommunikation mit Interessenten an unserer Haushaltsauflösung ertragen. Und die “Kings of Kleinanzeigen” haben es tatsächlich geschafft. Bis auf zwei Lampen haben wir in den letzten Tagen noch alles unters Volk gebracht, das uns in Deutschland nicht helfen kann. Weil die Lesekompetenz der Gebrauchtwarenkäufer in Japan leider genauso schlecht ist, war das deutlich anstrengender als vermutet.
Nein, Frank, den Toaster für 6 Euro bringe ich dir nicht noch zum 40 Minuten entfernten Bahnhof, auch wenn das “für alle” einfacher wäre.
Die japanische Dienstleistungsbranche hilft immerhin ein wenig dabei. So konnten wir beispielsweise unsere Waschmachine abholen und zum Wunschtermin eine Woche später beim neuen Besitzer in 10 km Entfernung anliefern lassen – für umgerechnet gerade einmal 45 Euro.
Die Challenge mit der Luftfracht
Besondere Spannung brachte uns die Luftfracht. Wir haben ein Kontingent für 200 kg oder gut einen Kubikmeter. Bei der Auswanderung vor zwei Jahren sagte uns die Logistikfirma, dass das gerade einmal für mein Fahrrad reichen würde. Damit war das Thema durch.
Dieses Mal habe ich es selbst verpackt, vermessen und dann den Rechenschieber bemüht. Zu unserer Überraschung blieb dann noch jede Menge Kontingent übrig. Also konnte sogar unsere Kaffeemaschine und die Grundausstattung für unsere eigene kleine Izakaya den Luftweg antreten. Zumindest fast: Den Reiskocher hat das Umzugsunternehmen sofort aussortiert. Denn dieser enthält eine winzige Uhrenbatterie, damit man nicht nach jedem Trennen vom Netz die Zeit neu einstellen muss.
Diese Einschränkung wäre nicht besonders kurios, wenn man dasselbe Gerät nicht ohne Probleme im persönlichen, aufgegebenen Reisegepäck mitnehmen dürfte. Dorthin ist das kostbare Teil dann kurzerhand umgezogen – im Austausch mit ein paar Turnschuhen und Jeans.
Nach anderthalb Tagen ist das Chaos dann beseitigt. Genau eine Stunde vor der Schlüsselübergabe verlässt der letzte Umzugskarton unsere dann ganz leere Wohnung. Und leer heißt in Japan leer: Eine Rolle Klopapier, ein Mülleimer oder eine Deckenleuchte, die vielleicht bei der nächsten Besichtigung helfen? Nichts da, alles muss raus. Weil man zum Abschluss sowieso eine Cleaning Fee zahlen muss, ist der leichte Staub, den so ein Umzugschaos mit sich bringt, immerhin überhaupt kein Thema. Der Makler war jedenfalls hocherfreut über den sauberen Zustand und hat offenbar schon weit Schlimmeres gesehen.
Mit so viel Gepäck unterwegs, dass die Leute Mitleid bekommen
Mit unseren riesigen Koffern machen wir uns dann auf den Weg zur – sagt man letzten Ruhestätte? Ein bisschen haben unsere Deutschkenntnisse vielleicht doch gelitten. Im Hotel Prince Takanawa, in dem wir vor dem Abflug nächtigen, können wir es aber wieder auffrischen. Auch drei Wochen nach der Kirschblüte sind bei dem aktuell äußerst angenehmen Wetter auch viele deutsche Touristen im Land.
Die Taxifahrer, Pagen und Flughafenmitarbeiter ächzen nur ein wenig, sondern zeigen vielmehr Mitleid mit uns angesichts des vielen Gepäcks. Als wir das dann in Haneda abgegeben haben, ist es schließlich soweit: Bei der Immigration verwehren uns die automatischen Gates die Ausreise. Weil wir unsere Ausreise auf dem Amt angemeldet haben, müssen wir noch etwas Papierkram ausfüllen und bekommen dann ein Loch in unsere Residence Cards gestanzt. Dann sind wir offiziell “draußen” und können lediglich noch die allerletzten Yens von den diversen Punktekarten in Schokoladenkekse investieren.